Namensforschung
Der Name "Wirt(h)gen
(aus "Gesellschaft für deutsche Sprache" zum Familiennnamen Wirtgen 4.3.99
Beim Namen Wirtgen handelt es sich um einen Familiennnamen aus einer Berufsbezeichnung bzw. aus einem sogenannten Übernamen.

Familiennamen haben sich in einem langen Entwicklungsprozess seit dem 12./13. Jahrhundert herausgebildet. Heute lassen sich die Familiennamen in fünf verschiedene Gruppen einteilen. So können sie ursprünglich auf Rufnamen, Herkunftsbezeichnungen zu Ortsnamen, Wohnstättenbezeichnungen, Übernamen und Berufsbezeichnungen zurückgehen. Der Name "Wirtgen" lässt sich auf das alt- bzw. mittelhochdeutsche wirt in der Bedeutung "Gastgeber, Hausherr, Gastwirt" bzw. "Ehemann, Haus-, Burg-, Landes-, Schutzherr, Bewirter, Gastfreund" mit angefügtem Diminutivsuffix -gen zurückführen. Dabei handelt es sich bei Wirt(h)gen um eine typisch mitteldeutsche Namenform, d.h. sie war ursprünglich im mitteldeutschen Raum bis zum Niederrhein (hier neben den Namenformen Wir(t)z, Wirths auch Wirthgen) verbreitet.

Da für Wirt (älter Wirth) verschiedene Bedeutungen bzw. Bedeutungsvarianten belegt sind (s.o.), kommen für den Familiennamen Wirt(h)gen als Ursprung einerseits die Berufsbezeichnung des Wirtes als "Inhaber eines Wirtshauses, Gastwirt, bzw. Gasthalter" (in lateinischen Quellen auch Cauponis zu lateinisch caupo "Wirt, Schankwirt und Brauer") und andererseits ein Übername für einen "guten Gastgeber, Gastfreund, Hausherren, Ehemann u.ä." in Frage.

Diminutiv- oder auch Kose- und Verkleinerungssuffixe findet man sehr häufig in Familiennamen. Diese dienten u.a. zur Unterscheidung von Senior und Junior (so Wirt(h) der alte Wirt und Wirt(h)gen, Wirt(h)chen, Wirtle, Wirtel(e), Wirtken usw. für den jungen, kleinen Wirt bzw. den Sohn des Wirtes), der Varation eines Familiennamen in vertraulicher, familiärer, scherzhafter oder auch herabsetzender Absicht und zur Bildung eines namens aus einem Appellativum (hier Berufsbezeichnung des Wirtes oder auch die Bezeichnung für den Ehemann, Hausherren u.ä.).

Die Endung lässt in der Regel auch Rückschlüsse über die Herkunft des Namens zu. So ist in Norddeutschland vor allem das Suffix -(c)k(e), in Süd- und Südwestdeutschland vor allem -l(e) (vgl. die Namensformen Würth(e)le, Wirth(e)le, Wirtel(e), Wirtle, Wirtli(n) u.ä.) und in Mitteldeutschland -g(en), -ch(en) belegt.

In alten Quellen erscheint der Name Wirt(h)gen noch in den Schreibungen Wirtchen und Wirtken (niederdeutsch auch Wertken, Wertchen).

Erste Belege für den Familiennamen Wertgen fanden wir im 14./15. Jahrhundert:
... im Stadtbuch Halle 1450 (..."an Nickel Wertchens huse (Bürger von Halle))
....im Depositum der Stadt Mügeln 1453( ein Wirtchyn
....1383 in Liegnitz Hs. Wirtchen = Hannus Wirtchyn
....1530 im Landsteuerregister Jocoff Wertchin in Dahlen
....1561 Bendix Wirtchen in Großenhain
....1705 Johann Georg Wirthgen - Pfarrer - aus Laubegast (Sachsen) Sohn des Andreas Würtigen (=Wirtgen), Fehrmeister getauft am 25. August 1705 in der Himmelfahrtskirche Dresden-Leuben (unter dem Namen Hanß George - es gab keine Rechtschreibregeln!)

---- © by lothar Wirtgen 2014 -----